Aktionsbündnis Stickoxid-(NO2)-Messungen 2017

Ein Aktionsbündnis bestehend aus Mitglieder des VCD (Verkehrsclub Deutschland), ADFC Dachau, BUND Naturschutz Dachau, Bündnis für Dachau und Bündnis 90/Die Grünen sowie verschiedene Einzelpersonen haben von Oktober bis November 2017 die Stickoxid-Werte (NO2) in Dachau gemessen.

Die Ergebnisse zeigen: Die Stickoxid-Belastung ist im gesamten Stadtgebiet erschreckend hoch. Der innerstädtische Verkehr ist das Problem

  • Kein Wert liegt unter 24μg/m³.
  • Zwei Drittel der Messpunkte zeigen Werte > 30 μg/m³. Dies ist der von der EU zum Schutz der Vegetation festgelegte kritische Jahresmittelwert.
  • An zwei Punkten (Mittermayerstraße und Brucker Straße) wurde sogar der absolute EU-Grenzwert von 40 μg/m³ überschritten. Er gilt zum Schutz der Bevölkerung für die maximal zulässige Belastung der Außenluft.

So wurde gemessen:

An 15 Messpunkten innerhalb des Stadtgebiets wurde über sechs Wochen mit Messröhrchen, sog. Passivsammlern, eine möglichst flächendeckende Übersicht über die Schadstoffbelastung in Dachau ermittelt.

  • Die Messpunkte lagen an Haupt-, Neben- und reinen Wohngebietsstraßen
  • Abstand zu den Straßen zwischen 1,5 und 5,0 Meter
  • Befestigungshöhe zwischen 1,8 und 2,5 Meter (an einer Stelle ca. 3 Meter)
  • Die Messungenhaben eine Messgenauigkeit von ca. 90%. Sie erfüllen damit die offiziellen Kriterien für eine sogenannte „orientierende Messung“.

Warum sind hohe Stickoxidwerte gesundheitsgefährdend:

Stickstoffdioxid ist ein ätzendes Reizgas. Es schädigt das Schleimhautgewebe im gesamten Atemtrakt und reizt die Augen. Durch die dabei auftretenden Entzündungsreaktionen verstärkt es die Reizwirkung anderer Luftschadstoffe zusätzlich. Atemnot, Husten, Bronchitis, Lungenödem, steigende Anfälligkeit für Atemwegsinfekte sowie Lungenfunktionsminderung können verstärkt auftreten. In epidemiologischen Studien konnte ein Zusammenhang zwischen der zeitnahen Belastung mit NO2 und der Zunahme der Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie der Sterblichkeit in der Bevölkerung beobachtet werden. So kann es nicht bleiben.

Es besteht dringender Handlungsbedarf für Dachau

Die hohe, flächendeckende Stickoxid Belastung im gesamten Stadtgebiet ist ohne Zweifel der Verkehrsbelastung geschuldet. 

 

Die Stadt Dachau sollte folgende Maßnahmen einleiten:

  • Die Stadt Dachau soll beim Landesamt für Umweltschutz (LfU) an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet verbindliche Jahresmessungen einfordern. Dabei sollen die hauptbelasteten Straßen (Grenzwertüberschreitung) genauso wie weniger belastete Stadtviertel (Hintergrundbelastung) eingeschlossen sein.
  • Dabei ist auch PM10 (Feinstaub) zu messen.
  • Wegen der sehr hohen Messwerte mit Überschreitungen der gesetzlichen Grenzwerte sollte direkt ein Aktionsplan zur Luftreinhaltung erarbeitet werden.
  • Ein langfristiger Luftreinhalteplan (Luftqualitätsplan) ist anzustreben.
  • Die Stadt soll prüfen, ob sich Dachau an Maßnahmen des kommunalen Masterplans der Landeshauptstadt München beteiligen kann.

Auf lokaler Ebene:

Maßnahmen zu einem nachhaltigen, gesünderen Verkehr liegen auf der Hand. Der Binnenverkehr mit gut 80% Anteil (Verkehrsmodell 2009-2025) ist die Hauptursache der Belastung.

Darum:

  • Verbesserungen im öffentlichen Personennahverkehr.
  • Bessere Infrastruktur für Rad- und Fußverkehr. Dazu gehört die Umverteilung des Straßenraums.
  • Die Mittel für eine Nordost-Umfahrung Dachaus (geschätzte Kosten von mehr als 30 Mio. EUR) sind für die vorgenannte Maßnahmen zu verwenden, da sie für Dachau keine Verbesserung bringt.

Der Dachauer Binnenverkehr ist das Problem:

  • Der Quell- und Zielverkehr von und nach Dachau ist mit 50% vorherrschend.
  • Der Binnenverkehr ist mit 40% > 60.000 Fzg. pro Tag unverhältnismäßig hoch.
  • Der Durchgangsverkehr ist mit 10% Anteil hingegen gering.

Über die Aktion hat die Presse berichtet: